«Ich will nicht mehr auf Kosten anderer leben» - Ursina Kasper im Gespräch
- Claudia Bundi
- 18. Apr. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. März
Meet our Heroes | Chapter 1
Ursina Kasper ist eine der Athletinnen und Athleten, die sich entschieden haben für glowbalact am Muskathlon DSM24 zu laufen (aufgrund des andauerndes Konfliktes auf 2025 verschoben).
Wir haben Ursina für ein Kaffee getroffen und ein paar Fragen gestellt.

Was hat dich dazu motiviert, dich gegen Menschenhandel zu engagieren?
In einer Auszeit vor einigen Jahren habe ich viel gelesen, auch in der Bibel. Dabei stiess ich auf einen Text, der schon damals die Ausbeutung der Ärmsten durch die privilegierte Oberschicht thematisierte (und anprangerte). Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Auch wir in der Schweiz sind eine super privilegierte Gesellschaft, die oft auf Kosten anderer lebt. Stichwort Fast-Fashion.
Ich beschloss, meinen Konsum zu überdenken und mich intensiver mit dem Thema zu befassen - damals habe ich mich dazu entschieden, nicht mehr auf Kosten anderer zu leben.
Das führte mich zum Thema Menschenhandel und schliesslich zur Sexindustrie. In diesem Sektor sind in der Schweiz anteilsmässig die meisten Menschen von Ausbeutung betroffen. Mehr Wissen brachte mir auch mehr Betroffenheit.
42 Kilometer sind eine beachtliche körperliche Leistung -Wie bereitest du dich für den Marathon vor?
Mit einem vernünftigen Trainingsplan. Informationen dafür habe ich aus Blogs und auf Sportcoach-Seiten gesammelt. Jetzt versuche ich mich auch mehr oder weniger an diesen Plan zu halten (lacht).
Mit welchen Herausforderungen hast du zu kämpfen?
Die Disziplin über einen langen Zeitraum aufrechtzuerhalten, ist eine Herausforderung. Ohne korrektes Training kann es bei einem Marathon sogar zu chronischen Problemen und Verletzungen kommen. Da ich alleine trainiere, erfordert es noch mehr Disziplin, besonders in den dunklen und kalten Wintermonaten, unmittelbar in der letzten und wichtigsten Trainingszeit. Trotzdem ist es wichtig, die Begeisterung aufrechtzuerhalten und sich durchzubeissen. Ich mache es gerne, da es viele für mich wichtige Dinge verbindet.
Die eigentliche Herausforderung ist es, sich erst mal mental darauf einzulassen, aktiv zu werden und nicht nur bei guten Vorsätzen zu bleiben.
Was für ein Ziel hast du dir gesetzt?
Nach einigen Halbmarathons in der Vergangenheit laufe ich dieses Mal den Marathon, damit es eine Herausforderung bleibt. Ich selbst habe mir kein konkretes Spendenziel gesetzt, sondern möchte einfach so viel wie möglich für diese, mir so wichtige Sache, sammeln.
Wie hast du Unterstützung von Familie, Freunden oder Gemeinschaft erhalten? Gibt es ein inspirierendes Erlebnis während deiner Vorbereitung?
Meine Familie und mein Freundes- und Bekanntenkreis wissen, dass ich mich gegen sexuelle Ausbeutung einsetze. Sie unterstützen mein Vorhaben, am Muskathlon teilzunehmen. Auch von meinem Team am Arbeitsplatz habe ich sehr positives Feedback und Unterstützung erhalten, was mich besonders freut.
Gibt es ein besonders inspirierendes Erlebnis oder eine spannende Begegnung, die du während oder dank deiner Vorbereitung hattest?
In einem Urlaub in England lernte ich beim Training einen Mann kennen, der ebenfalls für einen Marathon trainierte. Wir hatten ein spannendes Gespräch über Menschenhandel und er unterstützte meinen Lauf anschliessend mit einer Spende. Es war motivierend zu sehen, wie Menschen, die ich vorher nicht kannte und die nicht einfach aus persönlicher Verbundenheit spendeten, durch meine Teilnahme am Lauf begannen, sich für das Thema zu interessieren und sich sogar selbst zu engagieren.
Ohne die Menschen, die glowbalact unterstützen, wäre unsere Arbeit nicht möglich. Ist das ein Gedanke, der dich motiviert beim Training?
Eigentlich denke ich nicht so viel darüber nach. Und trotzdem ist es sinnstiftend und tut auch mir gut - denn es dreht sich nicht mehr alles um meine eigene Bequemlichkeit.
Was möchtest du anderen Menschen sagen, die überlegen, ebenfalls am Muskathlon oder an einem anderen Event teilzunehmen, um sich auf diese Art zu engagieren?
Wenn jemand sich für Glaube und soziale Gerechtigkeit interessiert und sich überlegt, beim Muskathlon mitzumachen, dann gibt es absolut keinen Grund, es nicht zu tun.
Trotz all der genannten Herausforderungen?
Es lohnt sich, gerade weil es eine Herausforderung ist!

Wie hat die Entscheidung, am Muskathlon teilzunehmen, dein Leben beeinflusst?
Es hat meinem Leben schon in der Trainingszeit so etwas wie eine “Richtung” gegeben. Andere engagieren sich in Vereinen oder in der Politik und haben eine Aufgabe. In mir schlummerte schon lange der Wunsch, mich aktiv für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Es ist ein schönes Gefühl, jetzt zu wissen, dass ich einen Ort gefunden habe, an dem ich mich einbringen kann. Und ich bin auch nicht allein, sondern in einer Gruppe, die sich gemeinsam für etwas einsetzt. Das hat einfach mehr Kraft.
Ursina Kasper hat bereits CHF 5'385 an Spenden gesammelt! Jede Spende ermöglicht Ausbildung & Arbeit, um Menschen aus dem Teufelskreis der Ausbeutung zu befreien, denn Arbeit ist der Schlüssel!
Möchtest auch du Ursina dabei helfen CHF 10'000 zu erreichen? Danke, dass du dich aktiv gegen Menschenhandel engagierst!
Spendezweck: Muskathlon Lauf Bemerkung: Ursinas Lauf unterstützten
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