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AutorenbildTabea Oppliger

Lunas letzter Strohhalm der Hoffnung



Lunas Situation ist eine der grössten Herausforderungen, mit denen wir es bei Glowbalact bisher zu tun hatten, denn zusätzlich zu ihren gesundheitlichen Problemen hat sie einen immensen Schuldenberg.

Menschenhandel ist sehr niederträchtig. Opfer werden oft nicht nur physisch und psychisch ausgebeutet und unter Druck gesetzt, häufig treibt man sie mit Schulden in eine zusätzliche, meist unüberwindbare Abhängigkeit. Genau das geschah auch mit Luna.

Luna wurde 1967 in Belarus geboren. Sie war eine renommierte Musiklehrerin, heiratete und brachte zwei Söhne zur Welt. Der Tod ihres Mannes veränderte in ihrem Leben alles. In Anbetracht der immer schwieriger werdenden Lebensumstände in Weissrussland beschloss sie, nach Israel auszuwandern. Nach Israel deshalb, weil Luna Jüdin ist. Zusammen mit ihren beiden Söhnen liess sie im Alter von 34 Jahren ihre Heimat und ihr gewohntes Umfeld hinter sich und zog nach Kyrat Gat, im Süden Israels. Ihre Erwartungen auf ein neues und gutes Leben waren gross.


Von der Musiklehrerin zur Putzfrau

Den Traum in Israel als Musiklehrerin zu arbeiten erfüllte sich nicht, weil sie kein hebräisch sprach. Als Putzfrau musste sie viel und hart arbeiten, um die Familie durchzubringen. Leider gerieten ihre Söhne mit dem Gesetz in Konflikt und das wenige, hart erarbeitete Geld reichte vorne und hinten nicht, die Anwaltskosten zu bezahlen.

In ihrer Verzweiflung suchte sie Rat in ihrem persönlichen Umfeld. Damit wurde Luna ein ideales Opfer von Menschenhändlern. Sie nutzten ihre Notlage schamlos aus, es dauerte nicht lange, Luna landete in der Prostitution und geriet in die Schuldenfalle.

Seit 2005 kämpft sie darum, sich über Wasser zu halten. Inzwischen haben sich ihre Schulden auf über 30’000 Franken angehäuft. Luna arbeitete jeden Tag in der Prostitution, ausgebeutet von vier Männern um rund 200 Franken pro Tag für Zinsen und Schulden zurückzahlen zu können. Das Ziel ihrer Ausbeuter war erreicht, ihnen zu entkommen praktisch unmöglich.

In einem solch zerstörerischen und erniedrigendem Umfeld zu arbeiten bedeutet auch, dass es nicht lange dauert, bis gesundheitliche Probleme auftauchen. Luna leidet unter einer sehr komplexen posttraumatischen Belastungsstörung. Niemand war bereit oder in der Lage, sich ihres Falles anzunehmen. 


Für Luna öffnet sich eine neue TürLuna war ein hoffnungsloser Fall, deshalb wurde sie zu uns gebracht. Mit dem festen Willen den verheerenden Kreislauf der Prostitution endgültig verlassen, nimmt sie nun an unserem Bildungsprogramm teil. Wie mit allen Teilnehmenden in unserem Programm, setzten wir uns auch mit Luna zusammen und hörten uns ihre Geschichte an, die von absoluter Hoffnungslosigkeit zeugte. Wir hörten ihre Verzweiflung, ihren Schrei, ihren Schmerz.


Was können wir für Luna tun? Was können wir tun, wenn die Situation für alle anderen zu groß war? War sie nicht schon zu weit gegangen, um ihr zu helfen? Wie können wir sie jemals aus ihrem Elend und ihrer Schuld befreien? Aber da war sie nun, wandte sich an uns, ihr letzter Strohhalm der Hoffnung.

Lunas Fall ist einer der schwierigsten, mit denen wir es zu tun haben, denn sie bringt einen immensen Schuldenberg mit. Der erste Schritt zu ihrer Freiheit besteht darin, sie da herauszuholen. Wir haben immer wieder festgestellt, dass erdrückende Schulden eines der größten Hindernisse für den Ausstieg aus der Prostitution sind.

Das professionelle Team von Glowbalact, Partnerorganisationen und Freunde helfen mit, dass Luna dabei nicht allein ist. Sie wird nun bei jedem Schritt auf dem Weg in ein schuldenfreies, wiederhergestelltes Leben begleitet werden. Für Luna hat eine neue Zukunft begonnen. Eine Zukunft in ein würdiges und unabhängiges Leben.

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